Der Brauch, das alte Jahr auszudreschen und das neue Jahr einzudreschen
war um 1900 im Aargau weit verbreitet.
Das Dreschen wurde vor allem in der Erntezeit ausgeübt: Früher
wurde das Getreide mit Flegeln (Holzstöcken) gedroschen oder
geschlagen, um die Körner herauszupressen. Jedoch der Dreschflegel
wurde bald vom Mähdrescher abgelöst und der alte Brauch
ging verloren.
Aber in Hallwil besammeln sich jedes Jahr vor Weihnachten eine
Gruppe von Männer in jedem Alter in einer Scheune und üben
gemeinsam das Flegeln auf Getreidestroh. Als Hilfe haben sie alte
Dreschersprüche: „Mischtloch;
drei laam Hünd; meer tüend trösche; d´Chatz
het d´Soppe gfrässe, s´Huen het´s Becki bbroche;
sibe Jute Rogge jäte und de Rogge ned verträtte.“
Wenn in der Silvesternacht um halb zwölf Uhr die Kirchenglocke
das alte Jahr ausläutet, versammeln sich die Einwohner von
Hallwil auf dem Bruderhübel. Dort wird ein Feuer angezündet.
Zehn Minuten vor Mitternacht beginnen die Drescher ihre Flegel auf
ein Brett herunterzuschlagen, alleine oder im Orchester. Plötzlich
bricht der Lärm ab. Es herrscht Stille und alle warten gespannt
auf den Zwölfuhrschlag. Kurz nach dem Glockenschlag künden
die Drescher mit wuchtigen Schlägen das Neue Jahr an. Die Flegel
tanzen auf dem Bretterboden, als wollten sie alles Böse und
Schlechte verscheuchen. Und bald schon schwellen die Töne ab
und das Feuer fällt in sich zusammen. |